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ME/CFS – Chronisches Fatigue-Syndrom

 

Myalgische Encephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) ist eine schwerwiegende und die Lebensqualität stark einschränkende Erkrankung, die zwischen 0,2 und 0,4% Prozent der Bevölkerung betrifft – in Deutschland sind das zwischen 160.000 und 320.000 Menschen.

 

Typische Symptome der Erkrankung sind eine extreme Belastungsintoleranz, die tägliche Aktivität oder einen regulären Beruf oft kaum möglich macht und den Alltag der Betroffenen stark einschränkt. Selbst „normale“ Aktivitäten des Alltags wie Zähneputzen, Kochen, Telefonieren, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen können in Extremfällen als kaum durchführbar empfunden werden, auf leichte körperliche Anstrengung kann mehrere Stunden bis Tage andauerndes Unwohlsein folgen. Dieses Phänomen wird als post-exertional malaise oder S.E.I.D. (Systemic Exertion Intolerance Disease) bezeichnet. Dazu kommen weitere Beschwerden wie Schlafstörungen, „brain fog“, Herzrasen bei geringer körperlicher Anstrengung und Muskelschmerzen und Schmerzen im Bewegungsapparat sowie eine Vielzahl anderer möglicher Symptome. Häufig tritt zudem eine Störung des Kurzzeitgedächtnisses auf.

 

Diese Erschöpfung lässt sich auch durch viel Schlaf nicht beseitigen, sie beeinträchtigt das Leben der Betroffenen nachhaltig, in extremen Fällen bis zur Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit.

Schlaf wird überdies als wenig erholsam empfunden. Die Erschöpfung führt zu ausgeprägten emotionalen Reaktionen, zum Beispiel Niedergeschlagenheit, Frustration oder Reizbarkeit. Sie reduziert bei vielen betroffenen Patienten die Lebensqualität stärker als alles andere. Sehr häufig wird die Fatigue aber dennoch übersehen.

 

Formale diagnostische Kriterien CFS/ME

  • Andauernder, zu einer bestimmten Zeit neu aufgetretener physischer und geistiger Erschöpfungszustand, der zu einer grundlegenden Verminderung der allgemeinen Lebensaktivitäten der betroffenen führt.
  • Ungewöhnlicher Verlust der physischen und geistigen Belastbarkeit, verbunden mit schneller Erschöpfung der Muskeln und geistiger Aktivität.
  • Störungen autonomer physiologischer Funktionen wie andauernde Blutdruckerniedrigung, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Reizdarmsyndrom, Blässe, Durchblutungsstörungen, häufiger Harndrang in der Blase.
  • Störungen von neuroendokrinen Funktionen: Untertemperatur, veränderte Tagesrhythmik, erhöhte Körpertemperatur, verstärkte Schweißabsonderung, kalte Extremitäten, Fiebergefühl, Appetitlosigkeit (Anorexie), aber auch ungewöhnlicher Appetit. 
  • Verstärkung dieser Symptome durch Stress.Störungen des Immunsystems: Vergrößerte, weiche Lymphknoten, wiederkehrende Halsentzündungen, grippeähnliche Symptome, allgemeines Krankheitsgefühl, Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln, Medikamenten und ChemikalienHäufige Schmerzen in Muskeln, Gelenken, Kopf und Nervensystem.Schlafstörungen, die sich in einem Mangel an erholsamem Schlaf, Störungen des Schlafrhythmus sowie einer deutlich verminderten Dauer der verschiedenen Schlafphasen äußern.
  • Konzentrations- und Kurzzeitgedächtnisstörungen, Verwirrungszustände, Orientierungsprobleme, Probleme bei der Informationsverarbeitung, Kathegorie- und WortfindungsstörungenStörungen der sensorischen Empfindungen (Seh-, Hör-, Tast-, Geschmackssinn), Licht- und Lärmüberempfindlichkeit, emotionale Überempfindlichkeit, Angstgefühle, Ataxie (Störung der Bewegungskoordination)

Die Krankheit einschließlich der genannten Symptome muss mindestens eine Dauer von sechs Monaten aufweisen und muss einen deutlich abgrenzbaren Beginn haben (Bruce M. Carruthers, Anil Kumar Jain, Kenny L. De Meirleir, Daniel L. Peterson, Nancy G. Klimas, A. Martin Lerner, Alison C. Bested, Pierre Flor-Henry, Pradip Joshi, A. C. Peter Powles, Jeffrey A. Sherkey & Marjorie I. van de Sande (2003) Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome, Journal of Chronic Fatigue Syndrome, 11:1, 7-115, DOI: 10.1300/J092v11n01_02).

 

Wie entsteht die Erkrankung

 

Viel deutet darauf hin, dass ME/CFS zusammen mit anderen Erkrankungen wie Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom und ähnliche Erkrankungen einen Formenkreis der neurosomatischen Erkrankungen bildet. Viele neurosomatische Patienten fühlen sich überfordert in hochstimulierenden Umgebung (Menschenmengen, Kaufhäuser, Weihnachtsmärkte usw.) und sind hochsensitiv für Reizüberflutung jeder Art. Es gibt jedoch bisher keine allgemein akzeptierte Erklärung, wie es zum Auftreten eines Chronic Fatigue Syndrome kommt. Oft steht am Anfang der Krankheitsgeschichte ein Infekt, von dem sich die Betroffenen nicht mehr erholen, manchmal finden sich auch Immundefekte.

 

Es gibt mehrere plausible wissenschaftliche Erklärungsmodelle der Ätiologie der Erkrankung:

  1. Studien der ME/CFS-Forschungsgruppe um Prof. C. Scheibenbogen von der Charité haben Hinweise auf Autoantikörper gegen Adrenorezeptoren gefunden, die letztendlich zu einer Reduktion der zerebralen Durchblutung führen. Wir stehen in Verbindung mit den Kollegen der Charité
  2. Latente entzündliche Aktivität der Mikroglia und Makrophagen im ZNS. Diese produzieren u.a. Homoquinolinsäure und Quinolinsäure, die als Exzitotoxine wirken. Diese Exzitotoxizität steigert die Empfindlichkeit von Neurorezeptoren, dadurch erhöhter Verbrauch und Störung der Re-Synthese von Neurotransmittern.
  3. In dasselbe Erklärungsmodell spielt auch die „Metabolic trap“ durch eine Störung des Gleichgewichts im Tryptophan-/Kynureninstoffwechsel, das von Ron Davis, Genetik und Biochemiker der Stanford University, vorgestellt wurde. Dieses Gleichgewicht kann sich z.B. im Rahmen einer Infektionskrankheit oder als Resultat der Mutation eines Enzyms des Tryptophanstoffwechsels verschieben, in der Folge entsteht eine erhöhten Menge an Kynurenin, welches wiederum als Exzitotoxin wirkt. Dies ist reversibel, auch im Falle des Vorliegen einer Mutation. 

Von ME/CFS abgegrenzt werden müssen Erkrankungen, deren Symptome der Fatigue ähneln. Beispiele hierfür sind Depression, Burn-out, kardiale Erkrankungen, hormonelle Störungen oder Tumorerkrankungen. Die hier entstehenden Symptome können leicht mit ME/CFS verwechselt werden, ihnen liegt jedoch eine andere Ätiologie zugrunde. Mit der Therapie der Grunderkrankung bessert sich in diesen Fällen häufig auch die Erschöpfungssymptomatik.

 

Diagnostik von ME/CFS

 

Für die Diagnostik von ME/CFS möchten wir uns gerne genug Zeit nehmen, vor allem da viele Patienten bereits eine ausführliche Krankengeschichte haben. Bringen Sie bitte nur möglichst aktuelle Vorbefunde mit, vor allem relevant sind:

  • Laboruntersuchungen

  • Kardiologische Untersuchungen

  • Neurologische Untersuchungen

Es ist auch wichtig, mit welchen Medikamenten und/oder Nahrungsergänzungsmitteln Sie bereits Therapieversuche gemacht haben. Wir werden auch darüber sprechen, welche ergänzenden Untersuchungen noch notwendig sind. 

 

Über unsere Behandlungsstrategie

 

Wir sind eine kassenärztliche allgemeinmedizinisch / allgemeininternistische Praxis und bieten eine spezialisierte Behandlung der unterschiedlichen Formen der Fatigue an. Wir kennen die Fatigue-Erkrankungen gut und haben viel Erfahrung im Umgang mit Betroffenen und ihren Symptomen.

 

Unsere Behandlungsschwerpunkte liegt auf:

  • Überprüfung, Ausschluß oder Behandlung aller möglicher Differentialdiagnosen
  • Kontrolle und Verbesserung von Symptomen wie
  • Müdigkeit
  • Kraftverlust
  • Konzentrationsstörung
  • "Brain fog"
  • Schmerzen
  • Rezidivierende Infekte
  • Kachexie/Adipositas/Appetitstörung
  • Nährstoffmangel
  • Langzeitbetreuung der Patienten, auch telemedizinisch

Alle Behandlungsvorschläge werden mit Ihnen gemeinsam erörtert, erklärt und diskutiert. Nichts wird "über Ihren Kopf" beschlossen oder eingeleitet. So versuchen wir gemeinsam mit Ihnen eine Linderung des Krankheitsbildes und eine deutliche Verbesserung zu erreichen. 

 

Im Idealfall schaffen wir es, dass Sie Ihre persönliche Ziele verwirklichen können. Am Ende dieses Korridors steht  natürlich die Heilung des Krankheitsbildes als "ultimatives Ziel", auch wenn dies natürlich nicht versprochen werden kann.

 

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